Mein Plädoyer für mehr Face-to-face-Kommunikation

Tourenplanung klassisch I alpinonline

Mein Business nennt sich Online-Marketing – ich betreue Firmen, Einzelunternehmer, Medien, Portale etc. bei ihren Online Auftritten, Texten und auch ihre digitalen Markenbotschafter. Ich beobachte das digitale Geschehen im Netz, in den Sozialen Medien – vor allem im Bereich „Bergsteigen“ – und vergleiche mit (Kommunikations-)Entwicklungen in der analogen Welt. Und je mehr ich mich mit dem Digitalen beschäftige, desto mehr fällt mir auf, dass die mündliche, analoge, direkte Kommunikation wieder viel mehr zum Thema gemacht werden muss.

Face-to-face-Kommunikation kann gerade beim Bergsteigen nicht durch digitale Kommunikation ersetzt werden.

Angefangen bei der Tourenplanung, über Gespräche während der Tour, bis hin zur Feedbackrunde bei einem Getränk danach – direkte Kommunikation bietet Qualitäten, die durch die digitale nicht ersetzt werden können. Wir müssen uns dessen wieder mehr besinnen und anstelle der 25 SMS vor eine Skitour, dem Lesen der online Tourenbeschreibung oder dem wichtigen Powder-Post danach, wieder mehr miteinander reden. Informationen, die wir aus zwischenmenschlicher Interaktion bekommen, haben eine andere Qualität.

Vor der Tour

Man hat oft das Gefühl, die Tourenplanung richtet sich nach den Posts auf Facebook, die am meisten Likes erhalten haben. Es stimmt, diese Posts sind gut für das Sammeln von Inspirationen oder auch Informationen zu aktuellen Bedingungen. Doch nach dieser groben Orientierung sollte man in eine analoge Tourenplanung mit seinen Tourenpartnern gehen – mal objektive Tourenbeschreibungen, Print-Karten zur Hand nehmen und wenn nötig, Locals persönlich fragen und gemeinsam mit den Tourenpartnern die Tour planen. Tourenplanung etwas komplexes, das man nicht über 10 SMS abhandeln kann – nicht vollständig.

Während der Tour

Personen, die die Tour gerade gemacht haben und denen man am Weg begegnet, können wichtige Infos liefern – wenn man mit ihnen redet. Auch auf Tour sieht man allzuoft viele mit GPS oder Handy navigieren, Berichte lesen. Doch der Blick fürs Gelände und die anderen sollte wieder geschärft werden.

Noch schlimmer empfinde ich es auf einem Gipfel, wenn das Handy am Stock montiert wird, um das beste Selfie zu bekommen. Ist das das Ziel des Bergsteigens?

Nach der Tour

Je besser die Tour, desto schneller wird das Handy am Ende „gezogen“. Erster Empfang – erster Post. Sich die Zeit zu nehmen, die Tour nachzusprechen geht hier oft verloren. Was ist gut gelaufen, was hätte man anders machen können, was haben wir erlebt und haben wir es alles gleich erlebt? Das gute alte „Bier“ (nur als Symbolbegriff) nach der Tour würde hier immer noch gute Dienste leisten. Und sich dem Stress der Reaktionen zu entziehen – denn ist mal ein Foto gepostet, muss man natürlich fortwährend schauen, wie gut es ankommt. Jeder, der Bergsteigen „klassisch“ erlernt hat, weiß, wie wichtig Feedback anderer ist. Man probiert etwas aus oder plant eine Tour, wird beobachtet und erhält Feedback. Bergsteigen erlernt man nicht über das Anschauen von Bildern.

Auch für Firmen bietet diese sehr traditionelle Marketingmaßnahme Vorteile – ein Multiplikator kann durch authentisches Auftreten eine Marke in der realen Welt noch viel besser transportieren. Gespräche und persönliche Treffen bleiben vor allem in der heutigen Zeit den Menschen viel mehr in Erinnerung als ein Post.