Meine ganz persönlichen Tipps für kleine Unternehmen

Riki Daurer by Marlena Berger I alpinonline

Meine ganz persönlichen Tipps für KMUs, EPUs, GmbHs

Seit mittlerweile fast zehn Jahren bin ich selbstständig tätig. Als EPU und seit vergangenem Jahr als GmbH. Ich genieße meine Selbstständigkeit, die vielen verschiedenen Aufträge und Kunden, mein berufliches Netzwerk und die Personen, mit denen ich zusammenarbeite, sowie meine zeitliche Flexibilität. Nichtsdestotrotz führe ich ein Unternehmen – operativ,  juristisch und wirtschaftlich. Anbei einige Tipps aus meiner Berufserfahrung, die ich gerne an andere Unternehmerinnen weitergebe.

1. Wie starten?

Sammelt alles auf einer Website.

Ich habe schon viele Personen bei ihrem Start ins Unternehmertum begleitet. Zu Beginn stand der Wunsch, aber auch immer dieselbe Aussage: „Ich weiß nicht, was ich genau kann.“ Die Antwort: „Baut euch eine Website.“ Und es funktioniert immer.

Warum?
Weil man auf der eigenen Website seine Fähigkeiten und Leistungen strukturiert und auf den Punkt gebracht darstellen muss. Es ist wie eine designte Mindmap, die im Laufe des eigenen Unternehmertums auch immer wieder überarbeitet wird. Eine Website darf ergänzt werden, das Design verändert, Inhalte gelöscht und Fotos ausgetauscht werden.
Wenn man nicht weiß, was man kann, fragt man am besten sein Umfeld. Die wissen es meistens ganz gut.

Bei der Arbeit an der eigenen Website und im Laufe der Jahre wird auch immer klarer, was die Nische, der USP des eigenen Unternehmens ist. Steht nicht viel Geld zur Verfügung, kann man über Google eine einfache Website erstellen. Das ist sinnvoll, weil Google natürlich hinsichtlich SEO schon eine gute Vorlage bietet. Parallel dazu auch gleich die Firma in Google my Business eintragen.

2. Firmenname & Logo

Bevor ihr startet, braucht ihr einen Firmennamen. Ist dieser gefunden, begibt man sich auf die Suche nach einem Logo, das – im Gegenzug zu Website, Inhalten oder Arbeitsbereichen – nicht allzu oft verändert werden soll. Optimalerweise habt ihr ein Logo, das bleibt. Logos auf Onlineplattformen selbst zu erstellen, halte ich für keine gute Idee. Hier sollte man sich einen Designer gönnen, da es ja doch ein wichtiges Element für den Auftritt nach außen, Grundlage für CI und die Website ist.

3. Ein smarter Start verringert den Druck

Wenn es möglich ist, startet klein und in Ruhe. Der Druck, Aufträge zu lukrieren und eine gewisse Summe an Geld zu erwirtschaften, sollte am Beginn nicht allzu groß sein. Gerade am Anfang ist die Kundenakquise nicht immer einfach. Wird hier das selbstgesteckte Ziel nicht erreicht, kann es schnell zu ersten Frustrationen kommen.

Ebenso sollte man sich die Höhe finanzieller Investitionen gut überlegen und sich vor allem vor dem Start über mögliche Förderungen informieren.

4. Weiterentwicklung ist kein Fehler

Gerade in Zeiten, in denen der Großteil der Unternehmenspräsenz online stattfindet, steht einer Weiterentwicklung des Unternehmens nichts im Wege. Daher auch hier den Druck rausnehmen – es muss nicht jede Detailfrage von Beginn an geklärt sein, nicht jeder USP schon völlig klar sein.

5. Anmeldung des Unternehmens und Gewerbes

Gewerbeform und -anmeldung, Datenschutz, AGB, Impressum

Bei eurem Steuerberater oder auch der WKO könnt ihr dazu alle notwendigen Informationen einholen. Die WKO stellt zudem Informationen über mögliche Förderungen zur Verfügung. Hier könnte ihr euch auch gleich über die notwendigen Musts informieren.

6. Unternehmensform

EPU, KMU, GmbH

Die WKO bietet in ihren Gründerzentren eine zentrale Anlaufstelle für die Firmengründung und unterstützt euch auch bei der Durchführung des Gründungsprozesses. Man kann sich aber auch den eigenen Steuerberater wenden der ebenfalls alles über die UNternehmensgründung weiss. Besonders wichtig ist es auch, sich frühzeitig mti dem THema UNternenehmensförderung zu beschäftigen. FÜr den Beginn ist auch hier die WKO der richtige Ansprechpartner. Im weiteren Verlauf lohnt es sich aber, sich an einen spezialisierten Förderberater zu wenden.

Ebenso bei der WKO kann man sich allgemein zur richtigen Unternehmensform beraten lassen oder man holt sich Unterstützung durch einen externen Unternehmensberater oder Steuerberater. Ich bin vor Jahren als EPU gestartet und habe mich letztes Jahr für die Umgründung in eine GmbH entschieden. Gründe dafür waren:

  • rechtliche Absicherung
  • Ausschluss der persönlichen Haftung
  • die GmbH ist eine eigene Rechtspersönlichkeit und damit auch offen für weitere Partner
  • Steuerersparnisse
  • Die GmbH kann unkompliziert veröussert werden
  • Die GmbH genießt ein hohes Ansehen und öffnete türen zu größeren kunde

6. Euer Netzwerk ist Gold wert

Vernetzt euch, tauscht euch aus, fragt um Hilfe.

Jeder hat Freunde und Bekannte, die auch selbstständig sind oder in Unternehmen tätig sind. Das Netzwerk ist gerade am Anfang äußerst wichtig – sich auszutauschen oder Aufträge gemeinsam abzuwickeln. Im Laufe der Zeit weiß man auch, mit wem man immer wieder zusammenarbeiten will und kann das auf seiner Website gut darstellen.

7. Professionelles Arbeiten von Beginn an

Verträge, Versicherungen, Vereinbarungen, Rechnungen

Auch wenn man zu Beginn noch abhängiger von Aufträgen ist – startet gleich professionell. Verträge mit Kunden, Mitarbeitern, Partnern oder externen Unternehmen (auch Steuerberater oder sonstige Leistungen) sollten von Anfang an Standard sein. Das gilt auch für eine sauber Rechnungs- und Angebotslegung sowie Buchhaltung.

Ebenso solltet ihr euch gleich zu Beginn über Pflicht-Versicherungen (SVS), notwendige (z.B. Haftpflicht)  und optionale Versicherungen (was passiert bei einem Krankenstand) informieren. Um vieles, was im Angestelltenverhältnis Sache des Dienstgebers ist, muss man sich als Unternehmer selbst kümmern.

8. Kommunikation

Eine freundliche, höfliche und professionelle Kommunikation muss Standard sein. Es ist auch gut, wenn man sich zu Beginn grundlegende Kommunikationsrichtlinien überlegt, E-Mail-Signaturen etc. einrichtet.

Manchmal kann es schwierig werden, wenn sich Freundschaft und Beruf vermischen. Umso besser, wenn die Kommunikation trotzdem eine Linie hat und professionell gehalten ist. Ebenso müssen von Beginn an sogenannte „Freundschaftsdienste“ geklärt sein. Gerade am Anfang ist man froh um jeden Auftrag, muss aber natürlich eine klare Linie ziehen, wann solche Freundschaftsdienste erfüllt sind.

9. Zeit ist Geld – oder Freizeit

Ein Tracking-Tool für die verschiedenen Projekte ist Geld, äh Gold wert. Glaubt man zu Beginn noch, man merkt sich, wie viel Zeit man für die einzelnen Projekte aufgewendet hat, verliert man schnell den Überblick. Zudem ist man dem Kunden gegenüber auch verpflichtet, seine Leistungen transparent zu halten.

10. Strukturiert in den Arbeitsalltag

Es geht nicht immer, wirklich nicht. Aber eine gute Tagesstruktur schützt langfristig vor Überforderung, Erschöpfung oder gar einem Burnout. Es gibt den schönen Spruch, dass sich das Wort selbstständig aus „selbst und ständig“ zusammensetzt. Das stimmt zu einem guten Teil. Den anderen Teil sollte man organisieren – ich z.B. habe meine Mailaccounts vom Handy gelöscht, da ich Mails relativ zügig beantworte und mich somit ständig diesem Druck aussetzen würde. Zudem arbeite ich abends nicht standardmäßig – steht ein wichtiges Projekt an, ist es natürlich notwendig.

Auch dem Kunden können und sollen Arbeitszeiten kommuniziert werden. Ist man verreist oder nicht verfügbar, ist es wichtig, darüber schon im Vorfeld zu informieren.

11. „Fehler“ können passieren

Man arbeitet nach bestem Wissen und Gewissen und trotzdem kann es mal sein, dass etwas schiefgeht oder nicht so läuft wie gedacht. Ist so. Eventuell kann man im Rückblick Punkte finden, die man verändern kann, aber im Großen und Ganze gehört dies – wie auch im wirklichen Leben – zu einem Teil dazu. Ich hatte selten, aber doch Kunden, die nicht bezahlen wollten, oder Drittdienstleister, die im Nachhinein ihre Rechnung vervielfacht haben.